Am Wochenende war ich unterwegs. Nach Kassel zu Melanie Missing und ihrer Veranstaltung, dem Einhorncamp. Von hier aus den Tiroler Bergen sollten 650 km vor mir liegen und ich wagte es diese an mein Auto zu übergeben. Soweit kein Problem, kein Thema. Mit der besten Freundin im Gepäck sollte es losgehen.
Dass sich die Reise selbst bald *wie das Leben* offenbaren durfte, das war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, die Ereignisse sollten aber schon warten.
Und zwar in Form von Autos. Von vielen Autos, von sehr vielen. Alle unterwegs. Und die Autobahn, eine Strasse die man wählt, um den direkten Weg zu haben, ohne Hindernisse, ohne Ablenkung und Umweg, die für schnelles Durchkommen und baldiges Ankommen am Ziel garantieren sollte - die Autobahn, mit Legitimation zum Highspeed. Doch sie wollte sich wohl wandeln als offenbartes Bild des Lebens selbst.
Im Leben ist's ja auch oft so - man hat ein Ziel vor Augen. Setzt ein inneres Ja für einen Weg und dann soll es losgehen, rasch dem Ziel entgegen - man ist sogar bereit, manches dazu zu aufzunehmen - vielleicht eine Begleitung, vielleicht ein Seminar .. allessamt dient der Erwartungshaltung das Ziel bald zu erreichen, möglichst ohne Umwege.
Und dann ist man auf dem Weg, wie ich auf der Autobahn. Und es kommt anders als gedacht. In meinem Fall ging (fast) gar nichts mehr. Stau. Stop and Go. Mehr Stop als Go. Das Ziel rückte scheinbar in weite Ferne, und damit auch die Erinnerung, warum ich mich eigentlich auf den Weg gemacht habe. Ich verlor aus den Augen, warum ich dort ankommen wollte und verlor damit auch aus den Augen, was mich rief.
Mein Gedankengut war beim "Stop & Go". Und damit viel mehr beim Stop als beim Go. Innerlicher Widerstand schien sich mit dem Leben zu verbinden und die äußere Blockade schien der inneren das
Futter zu geben.
Der Gedanke, umzudrehen kam auf. "Ich hab genug. Ich fahr nicht mehr weiter" - wozu das alles, ich dreh um, fahr nach Hause, dort weiß ich was mich erwartet - hab's gemütlich, ruhig und
entspannt."
Wie im Leben oftmals auch ...
Immerhin reichte meine innere Klarheit noch so weit, dass ich Innehalten wollte, in Form einer kurzen Rast, um mich zu besprechen, mit jemandem der an meiner Seite war - in diesem Fall, meine Freundin Barbara, auf dem Beifahrersitz. Ich wollte mich beraten - "Drehen wir um?". Geteilte Entscheidung ist halbe Entscheidung und die Verantwortlichkeit nicht mehr bei mir allein. Macht's das leichter? Nur scheinbar.
Das lockte, ein SMS aus mir hervor an eine vertraute Person, eine die mir sehr nahe ist und ich schrieb, dass der Weg umständlich wäre, das Ziel weit, meine Lust futsch. Die Freude ohnehin. Ich erklärte meine Absicht umzudrehen und fragte "Was meinst du?". Die Entscheidung weiter zu reichen, die Verantwortlichkeit abzugeben, wie verlockend ..
Es kam die Antwort: "Gib nie ein Ziel auf, nur weil die Zeit dich zu hindern scheint".
Und mit diesen Worten passierte etwas. Der Blick auf die Straße zeigte, der Weg wurde frei, der Verkehr begann zu fließen. Die Sonne kam hinter den Wolken hervor und der Weg schien
einzuladen und zu rufen - "Komm!" und im Gegenzug zeigt sich auf der anderen Spur - ein Stau. Aufgetaucht aus dem Nichts. Der Rückweg sollte wohl auch nicht einladender sein. Auch er
kann blockieren, von wegen bahnfrei - auf keinen Wegen.
Und so fuhr ich weiter.
Und wenn ich nun aus anderer Perspektive drauf schau, seh' ich das Leben ist (manchmal) wie der Stau.
Man hat ein Ziel vor Augen, und allzuleicht gibt man auf. Nur weil man nicht so vorwärts kommt wie man meint.
Zurück an den Ausgangsort scheint verlockender und weniger aufwändig, als sich dem Weg zu widmen, einerlei was kommt.
Und dann sind da immerwieder die Vorstellungen und Erwartungshaltungen. X-Weg in X-Zeit - und wenn's anders kommt, dann innerlich blockieren >> "So hab ich mir das nicht vorgestellt."
Vielleicht dem ganzen noch eine Trotzreaktion hinzufügen.
Nichts lässt sich im Leben vorstellen, weil alles außerhalb unserer eigenen Vorstellungen läuft. Wir können uns nur auf den Weg einlassen, einerlei was kommt und je mehr Hingabe umso direkter der
Weg, selbst dann wenn mal ein Stop und dann wieder ein Go auftaucht.
Deshalb: "Gib nie ein Ziel auf, nur weil die Zeit dich zu hindern scheint".
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Daniela Hutter schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung, es ist ihre Passion alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Als
Autorin schreibt sie für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher Lass deine Träume wahr werden (2013) und
Den Tag mit Engeln beginnen (2008), sowie das Kartenset Energien der neuen Zeit (2013).
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