Jetzt fühle ich mich frei. Die letzten Tage vor der Abreise waren in gemischte Gefühle eingebettet. Mein Mann mag es nicht, wenn ich verreise. Immer noch nicht. Früher bekam ich zu hören: „Warum bist du schon wieder weg? Muss das sein?“ Zugegeben, die Zeiten sind lange her. Doch die vorwurfsvollen Sätze wirken immer
noch nach. Es gibt Momente, da spüre ich ein schlechtes Gewissen, obwohl es keinen Grund dafür gibt. Mein Mann gibt sich die größte Mühe, mein Nichtda-Sein zu akzeptieren.
Dennoch spüre ich: Er mag es nicht, wenn ich weg bin. Er hat mich lieber bei sich, ganz nah. Tagtäglich. Da geht es nicht um Dinge wie kochen oder Ähnliches, nein, da ist er Manns genug, dass er sich das selber organisiert. Es geht auch nicht darum, dass er nicht alleine frühstücken mag, denn ich stehe morgens ohnehin später auf als er.
Es geht um Folgendes: Er liebt mich. Er will mich spüren. Er will mich umarmen, herzen und küssen. Er will sich
nachts an mich kuscheln. Da geht es nicht darum, dass er nicht alleine (ein)schlafen kann, er ist ja kein kleines
Kind mehr. Er will mich seine Liebe spüren lassen, schließlich bin ich „seine Frau“. Und das hat nichts mit Besitz zu tun. Er liebt mich innig und macht mich damit zur glücklichsten Frau und ich danke dem lieben Gott täglich, dass ich mit unserer Beziehung so reich beschenkt wurde.
Ich brauche Zeit mit mir. Ich brauche den eigenen Raum.
Ich brauche die Veränderung in meiner Umgebung und in meiner Wahrnehmung. Ich brauche Zeit mit mir und
ich brauche auch Zeit ohne meinen Liebsten. Nicht dass ich ihn nicht liebe – im Gegenteil, mir scheint, als ob mit
jedem Herzschlag meine Liebe für ihn noch tiefer wird. Aber manchmal brauche ich einfach Abstand und den
eigenen Raum. Mein Beruf animiert mich und gibt mir auch die Freiheit, es mir so einzurichten, dass ich Aufgabe und Vergnügen miteinander verbinden kann. Nicht selten schenkt mir das auch die Möglichkeit, auf Reisen einen oder auch mehrere Tage anzuhängen, um eine Freundin zu besuchen und mit ihr zusammen zu sein. Und mit einer Freundin zu „sein“ – das ist einfach anders als mit (m)einem Mann.
Mit der besten Freundin kannst du einen Tag im Bademantel auf der Couch abhängen. Du redest, du philosophierst, du schweigst miteinander, du tauscht dich aus, du teilst die Freude und den Schmerz. Mit der Freundin ist es anders als mit dem Mann. Es fühlt sich anders an. Außerdem kannst du dich mit deiner Freundin endlos über das Frausein unterhalten, es gemeinsam ergründen. Mit ihr bist du dort nicht verloren.
Mit einer Freundin zu "sein" - das ist einfach anders.
Während solcher Ich-Zeiten entsteht stets eine tiefere Verbindung hin zu mir selber.
Bei meiner Freundin bin ich ganz alleine ich, fühle nur mich. Das schenkt mir innere Verbundenheit hin zu mir selbst. Das Nachhausekommen ist dann stets großes Geschenk für mich und meinen Mann. Ich bringe mich neu mit, innerlich reicher und zufriedener. Mit mir und „all of me“ bringe ich auch neuen Raum mit für die Beziehung.
Warum kreieren Männer nicht auch einfach nur Raum, um miteinander zu „sein“?
Und deshalb: Mann, warum machst du es nicht so wie ich? Ich meine keine Kneipentour, keinen exzessiven
Sportausflug oder gar eine Abenteuertour mit deinen Freunden. Auch keinen Abend mit der Spielkonsole. Und auch nicht gemeinsam auf die Pirsch und eine Flirttour wagen ..
Ich frage mich viel mehr: Warum kreieren Männer nicht auch einfach nur Raum, um miteinander zu „sein“?
Ohne etwas zu leisten, ohne etwas zu gewinnen, ohne etwas zu beweisen.
Raum um „einfach zu sein”, Raum zu entspannen.
Raum, um sich in diesem Sein ganz auszudehnen,
zu entfalten und sich innerlich neu zu verbinden mit sich selbst.
Ich beobachte, dass Männer auch untereinander zu oft das Bedürfnis haben, sich zu beweisen, immer
miteinander in Wettbewerb treten, auch in ganz alltäglichen Situationen. Und natürlich wollen sie in diesen
Wettbewerben immer Sieger sein. Aber was haben sie zu gewinnen? Es sind archaische Muster, aus denen es offensichtlich für viele Männer kein Entrinnen gibt.
Ich meine, mein lieber Mann, es täte auch dir gut, einfach mal ein paar Tage zu verreisen, eine gute Zeit mit einem guten Freund zu verbringen, sich nichts Großes vorzunehmen, miteinander zu reden, miteinander zu sein, zu sich zu finden, jeder auf seine Weise. Und Ich lasse dich gerne verreisen, werde mich darüber freuen und dir meine Freude mit auf den Weg geben. Ich weiß: Es wird dir guttun. Und ich weiß auch, es wird uns guttun.
Empfehlungen* - mein Mann liest u.a.:
Zeit für Männlichkeit
Mehr Kompetenz in Sachen Sex und Liebe zwischen Mann und Frau
von Michael u. Diana Richardson
Dieser Text erschien zunächst als Artikel im Engelmagazin
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Daniela Hutter
schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung. Es ist ihre Passion, alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Mit Menschen zu sein bereitet ihr Freude und deshalb bietet sie auch persönliche Coachings an.
Als Autorin schreibt Daniela Hutter für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher „Lass deine Träume wahr werden“ (2013) und „Den Tag mit Engeln beginnen“ (2008), sowie das Kartenset „Energien der neuen Zeit“ (2013), „Mach dein Leben hell“ (2015) und "Das Yin-Prinzip" (August 2016)
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Impulsgeberin für moderne Frauen
Daniela Hutter weiß was Frauen beschäftigt und kennt die zahlreichen Herausforderungen und Hürden, die das Leben lehrt und der Alltag bietet. Fernab von Dogmen und klassischem Feminismus ermutigt sie in ihrer Arbeit vor allem Frauen in Kontakt mit ihrem wahren FrauSein zu kommen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Sie weist den Weg in das Innere und erinnert zugleich daran, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.
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