Frauen, Rollenbilder & Anerkennung: Die Opferrolle überwinden

Das Yin-Magazin der Podcast für Frauen von Daniela Hutter, Folge 170 Wie du deine weibliche Energie stärken und bewahren kannst

Viele Frauen kennen das Gefühl, sich für andere aufzuopfern und dabei selbst auf der Strecke zu bleiben. In meinen Coachings und Gesprächen begegnet mir dieses Thema immer wieder. Besonders präsent wurde es mir durch eine Nachricht einer Hörerin, die sich von ihrer Familie nicht wertgeschätzt fühlt.

 

Ihre erwachsenen Kinder nehmen sie nur wahr, wenn sie etwas brauchen, während ihr eigener Wunsch nach Verbindung und Anerkennung unerfüllt bleibt. Diese Dynamik zeigt sich in vielen weiblichen Biografien. Sie ist kein Zufall.

In diesem Text lernst du die Gründe dafür kennen und wie du diese Opferrolle verlassen kannst.

Ursachen der Opferrolle

Die Ursachen der Opferrolle liegen vorwiegend in Prägungen durch dein Umfeld. Von klein auf lernen viele Frauen, sich anzupassen und Erwartungen zu erfüllen, anstatt eigene Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen. Gesellschaftliche Rollenbilder und familiäre Muster verstärken das Gefühl, wenig Einfluss auf das eigene Leben zu haben. Diese unbewussten Glaubenssätze können dazu führen, dass Frauen in Mustern von Selbstzweifel und Fremdbestimmung gefangen bleiben.

 

Die Ursachen dieses Musters sind tief in unserer Gesellschaft verwurzelt. Frauen wachsen mit dem Bild auf, dass ihre Würde und ihr Wert davon abhängen, wie gut sie für andere sorgen. Auch wenn Feminismus und Emanzipation Fortschritte gemacht haben, sind die subtilen Erwartungen nach wie vor stark verankert.

 

Eine "perfekte Mutter" ist stets verfügbar, kümmert sich liebevoll um ihre Kinder und verliert niemals die Geduld. Eine "gute Ehefrau" erkennt die Bedürfnisse ihres Partners, bevor er sie äußern muss. Und eine "starke Frau" ist diejenige, die all das stemmt, ohne sich in zu beschweren. Damit kreiert sie sich unbewusst eine Opferrolle. Diese alten Rollenbilder sind auch heute noch tief verankert und prägen das Leben vieler Frauen. Sie zeigen sich in scheinbar harmlosen Erwartungen, die von Familie, Freundeskreis oder Gesellschaft an Frauen herangetragen werden:

  • Die Mutter, die beim Elternabend die Verantwortung übernimmt, während die Väter oft nur sporadisch erscheinen.
  • Die Frau, die im Job als selbstverständlich die Geburtstagsgeschenke für Kollegen organisiert oder fürsorglich die Kaffeemaschine nachfüllt, ohne dass dies jemand explizit erwartet.
  • Die Partnerin, die ihren eigenen Tagesablauf so plant, dass er sich bestmöglich um die Bedürfnisse der Familie oder des Partners dreht.
  • Die Großmutter, die sich automatisch als Babysitterin zur Verfügung stellt, weil sie das als ihre Aufgabe betrachtet.
  • Die Erwartung, dass Frauen in Krisenzeiten die emotionale Hauptlast tragen und sich um das Wohlbefinden aller kümmern, während Männer als rational und entscheidungsstark gelten.

Diese alten Rollenbilder erzeugen ein unbewusstes Muster: Wir definieren uns über das, was wir für andere tun. Doch wo bleiben wir selbst? Es wird Zeit, diese Operrolle zu verlassen.

Das unsichtbare Muster der Selbstaufgabe

 

Viele Frauen geraten unbewusst in die chronische Opferrolle der Mutter. Ein Beispiel: Ein Mann sagt spontan: "Ich gehe jetzt zum Sport" und geht. Eine Frau hingegen organisiert vorher das Abendessen, erinnert die Kinder daran, sich zu duschen, und bereitet alles so vor, dass während ihrer Abwesenheit nichts aus dem Ruder läuft.

 

Dieser Unterschied ist kein Zufall. Er zeigt, wie tief das Gefühl verankert ist, dass wir Verantwortung für alle anderen übernehmen müssen, selbst wenn wir uns eigentlich um uns selbst kümmern wollen.

 

Das Fatale daran: Diese Haltung der Aufopferung wird oft nicht einmal bewusst wahrgenommen. Wir erkennen gar nicht, dass wir unser eigenes Wohlbefinden zurückstellen – es ist zur Normalität geworden.

Hier sind fünf typische Muster der Selbstaufgabe, die dich in eine Opferrolle führen:

  1. Die "Ich-muss-für-alle-sorgen"-Falle: 
    Frauen übernehmen automatisch die Planung und Organisation des Familienalltags, ohne dass jemand darum bittet, und fühlen sich verantwortlich für das Wohlergehen aller.
  2. Die "Erst-die-anderen"-Priorisierung: 
    Eigene Bedürfnisse werden immer hinten angestellt, sei es bei der Wahl des Restaurants, bei der Freizeitgestaltung oder in der beruflichen Entwicklung.
  3. Die emotionale Lastträgerin: 
    Frauen nehmen die Stimmungen und Probleme anderer auf und fühlen sich dafür verantwortlich, Konflikte zu schlichten und Harmonie herzustellen.
  4. Die heimliche Mehrarbeit: 
    Im Job oder Zuhause erledigen Frauen oft "unsichtbare" Aufgaben, die nie explizit verteilt wurden, von der Urlaubsplanung bis zum Geschenkeinkauf für die Familie.
  5. Das schlechte Gewissen als Bremse: 
    Selbst wenn sie sich einmal eine Pause gönnen, haben viele Frauen ein schlechtes Gewissen und versuchen, sich dafür zu rechtfertigen oder es durch noch mehr Leistung "wettzumachen".

Die Prägung durch Familie und Umfeld

Unsere eigenen Mütter, Tanten und Großmütter lebten uns diese Muster vor. Sie kümmerten sich um die Familie und stellten ihre eigenen Bedürfnisse hinten an. Dieses Vorbild haben viele von uns unbewusst übernommen.

 

Hinzu kommt der Einfluss von Medien, Werbung und Filmen, die uns weiterhin traditionelle Frauenbilder zeigen: Die aufopferungsvolle Mutter, die liebevolle Ehefrau, die sich um alles kümmert. Auch das Bildungssystem und das Arbeitsumfeld bestätigen diese Dynamik. Noch immer sind Frauen oft in den Bereichen tätig, die als "helfend" oder "sozial" gelten, und oft in der Verantwortung, das Gleichgewicht im Privatleben zu halten.

 

 

Unsere Prägung beginnt in der frühesten Kindheit und wird oft unbewusst weitergegeben. Das familiäre Umfeld spielt eine entscheidende Rolle dabei, welche Werte, Erwartungen und Glaubenssätze wir übernehmen. Besonders Frauen erleben oft subtile oder direkte Botschaften, die ihre Rolle als Kümmerin festigen. Diese Prägung manifestiert sich in vielen kleinen, aber wirkungsvollen Mustern:

  1. Das Vorbild der Mutter: 
    Wenn die eigene Mutter sich stets für andere aufopferte und wenig Raum für sich selbst nahm, wird dieses Verhalten oft unbewusst als "normal" übernommen.
  2. Lob für Selbstlosigkeit: 
    Bereits als Kinder hören Mädchen oft Sätze wie "Du bist so hilfsbereit!", während Jungen für Eigeninitiative und Durchsetzungsvermögen gelobt werden.
  3. Unausgesprochene Erwartungen: 
    In vielen Familien wird es als selbstverständlich angesehen, dass die Töchter Verantwortung für jüngere Geschwister oder den Haushalt übernehmen, während Söhne mehr Freiräume haben.
  4. Emotionale Verantwortung: 
    Frauen werden oft als die "sozialen Klebstoffe" der Familie betrachtet und müssen Konflikte lösen, für Harmonie sorgen und sich um das emotionale Wohl aller kümmern.
  5. Verinnerlichte Schuldgefühle: 
    Wenn Frauen sich aus der erwarteten Rolle lösen, erleben sie oft Schuldgefühle oder Angst, egoistisch zu wirken.

 

Doch diese Muster können wir bewusst hinterfragen und durchbrechen und die Opferrolle verlassen.

 

Wie kann das gelingen?

  1. Selbstreflexion üben: 
    Sich bewusst machen, wann und warum man in alte Muster verfällt. Ein Tagebuch führen oder sich regelmäßig fragen: "Tue ich das gerade, weil ich es will oder weil es erwartet wird?"
  2. Klare Kommunikation: 
    Eigene Bedürfnisse offen ansprechen und lernen, um Unterstützung zu bitten, statt alles allein zu tragen.
  3. Grenzen setzen: 
    Sich bewusst erlauben, "Nein" zu sagen, ohne Schuldgefühle. Nicht jede Aufgabe muss übernommen werden.
  4. Selbstfürsorge priorisieren: 
    Regelmäßig Zeit für sich selbst einplanen und Dinge tun, die Freude bereiten, ohne sie als "Luxus" oder "Egoismus" abzuwerten.
  5. Neue Vorbilder suchen: 
    Frauen in der Umgebung oder über Medien finden, die ein gesundes Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen vorleben.

Durch diese bewussten Schritte können Frauen alte Muster durchbrechen und ihr Leben selbstbestimmter gestalten.

Die Opferrolle hält Frauen in alten Mustern fest

Viele Frauen befinden sich unbewusst in der Opferrolle, ohne es zu merken. Sie fühlen sich übergangen, nicht gesehen oder wertgeschätzt, übernehmen viele Aufgaben, ohne dass es anerkannt wird, und haben das Gefühl, keine Wahl zu haben.

 

Doch was genau bedeutet es, in dieser Rolle zu sein und wie kann man die Opferrolle verlassen?

 

Was ist die Opferrolle?

Die Opferrolle ist ein unbewusstes Muster, in dem eine Person sich machtlos fühlt und glaubt, keinen Einfluss auf ihre Situation zu haben. Typisch für die Opferrolle ist das Gefühl:

  • „Mir geschieht das alles, ich kann nichts daran ändern.“
  • „Andere bestimmen über mich und ich muss es hinnehmen.“
  • „Ich bin immer diejenige, die alles geben muss, aber nie etwas zurückbekommt.“

Die Opferrolle ist kein bewusst gewählter Zustand, sondern oft ein tief eingeprägtes Muster. Sie gibt Frauen das Gefühl, dass äußere Umstände, andere Menschen oder das Schicksal über ihr Leben bestimmen. Es gibt immer eine Art „Täter“ – sei es der Partner, die Kinder, die Gesellschaft oder das Leben selbst.

 

Wie erkennen Frauen, dass sie in der Opferrolle sind?

Einige typische Anzeichen dafür, dass man sich in der Opferrolle befindet, sind:

  1. Das Gefühl, keine Wahl zu haben: 
    Frauen in der Opferrolle erleben oft eine Ohnmacht. Sie glauben, dass sie nichts ändern können, weil „die Dinge nun mal so sind“.
  2. Hoffen auf Veränderung von außen
    Statt selbst aktiv zu werden, hoffen sie darauf, dass das Umfeld erkennt, wie schwer sie es haben, und sich von allein etwas ändert.
  3. Schuldzuweisungen
    Die Verantwortung für das eigene Leben wird (unbewusst) auf andere geschoben. „Mein Mann sieht nicht, wie viel ich mache!“ oder „Meine Familie erwartet, dass ich immer für alle da bin!“
  4. Selbstaufgabe und fehlende Grenzen: 
    Man sagt „Ja“, obwohl man „Nein“ meint, übernimmt Dinge, die man eigentlich nicht tun will, und fühlt sich hinterher frustriert.
  5. Innerer Groll und Resignation: 
    Statt aktiv Lösungen zu suchen, herrscht ein Gefühl der Frustration, manchmal verbunden mit Sätzen wie: „Es ist halt so“ oder „Ich kann nicht anders“.
  6. Das ständige Aufschieben auf später: 
    Frauen in der Opferrolle sagen sich oft, dass der richtige Moment für Veränderung „später“ kommt – wenn die Kinder größer sind, wenn der Stress nachlässt, wenn sich das Umfeld ändert. Doch dieser Zeitpunkt kommt nie von allein, weil das Muster bestehen bleibt.

Warum geraten Frauen in die Opferrolle?

Die Gründe liegen oft in tiefen Prägungen aus der Kindheit, gesellschaftlichen Erwartungen und alten Mustern.

  • Früh gelernte Hilflosigkeit: 
    Frauen lernen oft, sich anzupassen, still zu sein und nicht „zu viel zu wollen“. Sie übernehmen die Rolle derjenigen, die für andere da ist, aber selbst keine großen Ansprüche stellt.
  • Anerkennung durch Aufopferung: 
    Viele Frauen haben die Erfahrung gemacht, dass sie dann Wertschätzung erhalten, wenn sie sich für andere aufopfern. Wenn sie sich jedoch selbst in den Mittelpunkt stellen, fühlen sie sich egoistisch.
  • Angst vor Ablehnung: 
    Die Angst, als „schwierig“ oder „unweiblich“ zu gelten, hält viele Frauen davon ab, klare Grenzen zu setzen.
  • Mangelndes Selbstbewusstsein: 
    Wer wenig Vertrauen in die eigene Stärke hat, neigt eher dazu, die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden unbewusst nach außen zu verlagern.

Übungen um die Opferrolle zu verlassen:

  • Bewusstwerden des Musters
    Der erste Schritt ist, ehrlich zu sich selbst zu sein: 
    • Wo habe ich das Gefühl, dass ich keine Wahl habe?
    • Wo warte ich darauf, dass andere mich retten oder sehen?
  • Verantwortung übernehmen
    Die Opferrolle zu verlassen bedeutet, sich selbst wieder als handelnde Person zu begreifen. Statt zu sagen: „Ich kann nicht anders!“, sich fragen:
    • Was kann ich selbst tun, um meine Situation zu verändern?
    • Welche kleinen Schritte kann ich heute gehen, um für mich einzustehen?
  • Die Sprache ändern:
    Vom „Man müsste“ zum „Ich werde
    • Statt: „Mein Partner hilft mir nie!“ → „Ich werde mit ihm sprechen und klar äußern, was ich brauche.“
    • Statt: „Meine Kinder fordern nur, aber geben nichts zurück!“ → „Ich werde meine Erwartungen kommunizieren und meine Grenzen setzen.“
  • Grenzen setzen und klar kommunizieren
    Ein wichtiger Schlüssel ist es, „Nein“ zu lernen, ohne Schuldgefühle. Frauen, die sich aus der Opferrolle befreien, erkennen, dass es nicht egoistisch ist, sich selbst an erste Stelle zu setzen.
  • Selbstfürsorge als neue Priorität
    Wer aus der Opferrolle herauskommen will, muss lernen, sich selbst aktiv Gutes zu tun – nicht erst dann, wenn es „alle anderen zufrieden sind“.
  • Sich selbst als starke, selbstbestimmte Frau sehen
    Frauen, die ihre Opferrolle verlassen, erkennen, dass sie mehr Einfluss haben, als sie dachten. Sie treffen bewusste Entscheidungen, sprechen ihre Bedürfnisse aus und gestalten ihr Leben aktiv.

Eigene Bedürfnisse erkennen und formulieren ist der Ausweg aus der Opferrolle

Unsere Bedürfnisse sind die Basis unseres Wohlbefindens. Sie bestimmen, wie wir uns fühlen, wie wir handeln und welche Entscheidungen wir treffen. Wenn Bedürfnisse dauerhaft übergangen werden, führt das nicht nur zu Frust und Erschöpfung, sondern auch zu einem Gefühl der Entfremdung von sich selbst.

 

Viele Frauen haben verlernt, ihre eigenen Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen.  Sei es durch gesellschaftliche Prägungen, frühkindliche Erfahrungen oder die ständige Anpassung an äußere Erwartungen.

 

Warum es so schwerfällt, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen

Es gibt verschiedene Gründe, warum Frauen oft nicht genau wissen, was sie brauchen:

  1. Soziale Konditionierung
    Von klein auf lernen viele Frauen, dass sie für andere da sein müssen. Eigene Wünsche werden als „egoistisch“ oder „unwichtig“ abgetan.
  2. Fehlende Selbstverbindung: 
    Wer lange Zeit mehr auf die Bedürfnisse anderer achtet, verliert die Verbindung zu sich selbst. Es fällt schwer zu spüren, was man wirklich möchte.
  3. Angst vor Ablehnung: 
    Viele Frauen fürchten, dass sie nicht mehr geliebt oder geschätzt werden, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse an erste Stelle setzen.
  4. Perfektionismus: Das Gefühl, erst alles „richtig machen“ zu müssen, bevor man sich selbst etwas gönnen darf, führt dazu, dass eigene Bedürfnisse dauerhaft unterdrückt werden.

Bedürfnisse wahrzunehmen ist ein erster Schritt zum Verlassen der Opferrolle

Ein entscheidender Schritt ist es, sich bewusst Zeit zu nehmen und sich selbst zu fragen:

  • Wann habe ich das letzte Mal etwas nur für mich getan?
  • Wo in meinem Alltag stelle ich die Bedürfnisse anderer über meine eigenen?
  • Fühle ich mich gesehen und wertgeschätzt in meiner Familie?
  • Wie reagiere ich, wenn ich etwas brauche?
  • Frage ich direkt oder hoffe ich, dass es jemand merkt?

  • Was brauche ich gerade wirklich?
  • Welche Momente des Tages fühlen sich für mich erfüllend an, welche eher leer oder anstrengend?
  • Wo in meinem Alltag merke ich, dass mir Energie fehlt?

Eine gute Übung ist es, regelmäßig innezuhalten und den Körper zu spüren.

 

Oft gibt uns unser Körper klare Signale: Müdigkeit, Anspannung oder Gereiztheit zeigen an, dass etwas fehlt – sei es Ruhe, Bewegung, soziale Verbindung oder kreative Entfaltung.

 

Wie du deine Bedürfnisse klar kommunizierst

Es reicht nicht, Bedürfnisse nur zu erkennen – sie müssen auch nach außen getragen werden. Hier liegt für viele Frauen eine Herausforderung: Sie sind es gewohnt, für andere da zu sein, aber sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen, fühlt sich ungewohnt an.

 

Folgende Sätze helfen, eigene Bedürfnisse klar zu formulieren:

  • „Ich brauche heute eine Pause, um wieder Energie zu tanken.“
  • „Ich möchte mir mehr Zeit für mich selbst nehmen und meine Hobbys pflegen.“
  • „Mir ist es wichtig, dass wir im Haushalt die Aufgaben gleichmäßiger verteilen.“

Um die Opferrolle abzulegen, geht es darum, Verantwortung für unsere eigenen Bedürfnisse zu übernehmen. Es geht nicht darum, Erlaubnis von anderen einzuholen.

Klare Kommunikation um Erwartungen sichtbar machen

Viele Frauen kämpfen mit der Herausforderung, ihre Bedürfnisse klar und direkt zu kommunizieren. Sie erwarten insgeheim, dass ihre Familie, ihr Partner oder ihr Umfeld intuitiv spüren, wann sie Unterstützung brauchen. Wenn das nicht geschieht, fühlen sie sich nicht gesehen oder wertgeschätzt. Doch oft liegt das Problem nicht darin, dass das Umfeld unsensibel oder lieblos ist – sondern darin, dass diese Erwartungen nie ausgesprochen wurden.

 

Aber warum ist das so? Warum fällt es gerade Frauen so schwer, klar zu kommunizieren?

 

Prägungen aus der Kindheit: Die Wurzeln unklarer Kommunikation

Die Schwierigkeit, klare Worte für eigene Bedürfnisse zu finden, hat tiefe Wurzeln. Schon in der Kindheit lernen viele Mädchen indirekt, dass ihre Wünsche und Grenzen nicht vorrangig zählen:

  1. „Sei ein braves Mädchen“ – Anpassung statt Ausdruck
    Von klein auf hören viele Mädchen Sätze wie „Sei brav“, „Mach keinen Ärger“ oder „Reiß dich zusammen“. Ihnen wird vermittelt, dass es wichtiger ist, freundlich und rücksichtsvoll zu sein, als klar zu sagen, was sie brauchen.
  2. Emotionale Fürsorge wird erwartet
    Mädchen werden oft früh darauf trainiert, sich in andere hineinzuversetzen: „Spür doch mal, wie sich deine Freundin fühlt.“ Das ist eine wertvolle Fähigkeit – aber wenn es einseitig bleibt, lernen sie, dass die Emotionen der anderen wichtiger sind als ihre eigenen.
  3. Grenzen setzen wird nicht gefördert
    Während Jungs oft ermutigt werden, sich durchzusetzen, werden Mädchen häufiger zurückgehalten: „Das gehört sich nicht“, „Stell dich nicht so an“. Dadurch entwickeln viele Frauen eine Scheu davor, direkte Worte zu finden – aus Angst, als egoistisch oder fordernd zu gelten.
  4. Konflikte werden vermieden
    In vielen Familien sind Mädchen diejenigen, die Harmonie schaffen. Sie lernen früh, dass es ihre Aufgabe ist, Streit zu entschärfen, statt sich selbst klar zu positionieren. Als Erwachsene fällt es ihnen dann schwer, klare Bedürfnisse zu formulieren, weil sie befürchten, dass es Unmut erzeugen könnte.

Welche Prägungen verhindern klare Kommunikation?

Diese früh gelernten Muster bleiben oft unbewusst bestehen und führen dazu, dass Frauen sich schwer damit tun, ihre Bedürfnisse klar zu äußern um die Opferrolle zu verlassen. Typische innere Blockaden sind:

  • Angst vor Zurückweisung: „Was, wenn meine Bedürfnisse nicht wichtig genug sind?“
  • Sorge, egoistisch zu wirken: „Ich will nicht fordernd erscheinen.“
  • Der Wunsch nach Harmonie: „Wenn ich mich zurückhalte, bleibt das Gleichgewicht bestehen.“
  • Schwierigkeit, die eigenen Bedürfnisse zu benennen: „Ich weiß gar nicht genau, was ich eigentlich brauche.“

Doch diese Blockaden können durchbrochen werden. Es beginnt mit Bewusstheit und mit neuen Kommunikationsmustern.

 

Tipps für klare Kommunikation – so sprichst du aus, was du brauchst

 

  • Schaffe im ersten Schritt Bewusstsein, was du möchtest
    • Was will ich wirklich?

Bevor du etwas kommunizieren kannst, musst du selbst wissen, was du brauchst. Ein guter erster Schritt ist, sich regelmäßig zu fragen: 

    • Was fehlt mir gerade?
    • Was brauche ich wirklich?

  • Direkte Sprache verwenden
    Statt vager Andeutungen („Ich bin so müde…“) lieber klar formulieren:
    • „Ich brauche heute Abend eine Pause und möchte mich ausruhen.“
    • „Ich wünsche mir, dass du mich in dieser Situation unterstützt.“
    • „Ich-Botschaften“ nutzen
  • Eine klare Kommunikation wird oft falsch verstanden, wenn sie als Vorwurf formuliert wird. Statt „Du machst nie etwas im Haushalt!“ lieber sagen:
    • „Ich merke, dass ich mich überlastet fühle und mir mehr Unterstützung wünsche.“

  • Anstatt darauf zu hoffen, dass das Umfeld „von selbst merkt“, dass Unterstützung nötig wäre, aktiv darum bitten. Das sorgt dafür, dass du die Opferrolle ablegen kannst:
    • „Ich brauche am Wochenende Entlastung. Könnt ihr euch bitte um das Einkaufen kümmern?“
  • Die Angst vor Reaktionen loslassen
    Es ist okay, wenn sich das Umfeld erst einmal wundert oder irritiert reagiert. Das bedeutet nicht, dass du etwas falsch machst. Es zeigt nur, dass sich die Dynamik verändert. Bleibe freundlich, aber bestimmt.

  • Dranbleiben. Denn Übung macht den Unterschied
    Kommunikation ist wie ein Muskel, den man trainieren kann. Je öfter du bewusst deine Bedürfnisse klar formulierst, desto selbstverständlicher wird es für dich.

Frauen haben oft gelernt, indirekt oder vorsichtig zu kommunizieren, um Harmonie zu bewahren. Doch das führt dazu, dass sie nicht das bekommen, was sie brauchen. Klare Kommunikation ist ein wichtiger Schritt, um sich selbst ernst zu nehmen und sich vom alten Muster des Wartens und Hoffens zu befreien.

 

Es ist ein Akt der Selbstachtung und ein Geschenk an alle Beziehungen, denn nur so kann echtes, ehrliches Miteinander entstehen.

Grenzen setzen ist die Kunst des Nein-Sagens

Ein wichtiger Schritt aus der Opferrolle ist das Setzen von Grenzen. Viele Frauen fühlen sich schuldig, wenn sie "Nein" sagen. Doch ein "Nein" zu anderen kann ein "Ja" zu sich selbst sein.

Es geht nicht darum, plötzlich nichts mehr für andere zu tun, sondern darum, bewusst zu wählen, was man tun möchte und was nicht.

 

Einige hilfreiche Gedanken dazu:

  • "Muss ich das wirklich machen, oder kann es auch jemand anderes übernehmen?"
  • "Was passiert, wenn ich diese Aufgabe heute nicht erledige?"
  • "Darf ich mir zugestehen, einfach mal nichts zu tun?"

Grenzen zu setzen ist ein Akt der Selbstachtung. Und es ist eine wertvolle Lektion für die eigenen Kinder, wenn sie erleben, dass ihre Mutter sich selbst ernst nimmt.

Selbstfürsorge als Priorität

Ein zentraler Aspekt ist das bewusste Kultivieren von Selbstfürsorge. Das bedeutet nicht nur Wellness oder Entspannung, sondern einen liebevollen Umgang mit sich selbst im Alltag.

Einige Ideen:

  • Sich täglich Zeit nur für sich selbst nehmen
  • Bewusst Pausen in den Tag einplanen
  • Eine Aktivität wählen, die nur der eigenen Freude dient
  • Mit Menschen Zeit verbringen, die gut tun
  • Sich bewusst fragen: "Was brauche ich heute?"

Indem wir uns selbst ernst nehmen, lehren wir auch unser Umfeld, uns ernst zu nehmen.

Gerne möchte ich noch die Perspektive von Opferrolle und Manipulation miteinander thematisch verknüpfen. Wer sich in der Opferrolle befindet, kann unbewusst manipulierbar werden. Sei es durch Erwartungen von außen, Schuldgefühle oder die Angst vor Ablehnung.

 

Gleichzeitig kann auch die eigene Opferhaltung als Mittel der Manipulation dienen, um Mitgefühl, Aufmerksamkeit oder Unterstützung zu erhalten.

 

Dieses Muster geschieht meist unbewusst und hält Menschen in einer Dynamik gefangen, die ihre Selbstverantwortung schwächt. Der Ausweg beginnt mit Bewusstwerdung: Wer erkennt, wann er sich selbst klein macht oder von anderen beeinflussen lässt, kann schrittweise aus der Opferrolle heraustreten und in eine selbstbestimmte Haltung finden.

Fazit

Das Muster der Aufopferung ist tief verankert, aber du kannst diese Opferrolle überwinden.  Es braucht Bewusstsein, Reflexion und mutige Entscheidungen. Wer sich selbst wieder in den Mittelpunkt seines eigenen Lebens rückt, erfährt mehr Energie, Freude und eine tiefere Verbindung zu sich selbst.

 

Es ist nicht egoistisch, für sich einzustehen. Es ist notwendig. Denn nur eine Frau, die für sich selbst sorgt, kann auch aus vollem Herzen für andere da sein – ohne sich selbst dabei zu verlieren.

Lass uns gemeinsam dieses alte Muster aufbrechen und neue Wege gehen.


Empfehlung

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Oder höre dir die passende Podcast-Episode „Frauen, Rollenbilder, Anerkennung. Der Weg aus der Opferrolle“  an und lasse dich inspirieren, den ersten Schritt zu machen.

 

Für einen direkten Einstieg empfehle ich dir mein kostenfreies Video und das ergänzende Workbook: „Mehr Wissen für dein Yin-Bewusstsein“. Es begleitet dich auf deinem Weg zu einem neuen Bewusstsein für deine Kraft.


das Gespräch im Podcast nachhören:

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Die Highlights in dieser Folge:

  • Herausforderungen traditioneller Rollenbilder: Die Folge beleuchtet die Auswirkungen traditioneller Geschlechterrollen auf das Selbstbild und die Lebensentscheidungen von Frauen.

  • Unsichtbare Lasten: Es wird diskutiert, wie Frauen oft unbewusst dazu neigen, ihre eigenen Bedürfnisse zugunsten anderer zu vernachlässigen und sich unsichtbar zu machen.

  • Selbstreflexion und Selbstfürsorge: Daniela Hutter bietet praktische Tipps und Strategien zur Selbstreflexion und Selbstfürsorge an, um Frauen dabei zu unterstützen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu vertreten.

  • Empowerment und Selbstbestimmung: Die Folge ermutigt Frauen dazu, ihre Stimme zu finden, für ihre Bedürfnisse einzustehen und ein Leben zu führen, das ihren eigenen Werten und Wünschen entspricht.

  • Gemeinschaft und Unterstützung: Abschließend wird betont, wie wichtig es ist, sich mit anderen Frauen zu vernetzen und gegenseitige Unterstützung zu bieten, um gemeinsam Barrieren zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen.

(c) copyright, auch auszugsweise ausschließlich unter der vorgegebenen vollständigen Quellenangabe

Fotocredit: joerghaeken; canva

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Daniela Hutter

schreibt, bloggt und hält Seminare zum Thema bewusste Lebensführung. Es ist ihre Passion, alte Tradition mit zeitgemässer Spiritualität zu verbinden. Mit Menschen zu sein bereitet ihr Freude und deshalb bietet sie auch persönliche Coachings an.

 

Als Autorin schreibt Daniela Hutter für verschiedene Zeitschriften. Aktuell arbeitet sie an ihrem nächsten Buch. Bereits erschienen sind die Bücher „Lass deine Träume wahr werden“ (2013) und „Den Tag mit Engeln beginnen“ (2008), „Mach dein Leben hell“ (2015), "Das Yin-Prinzip" (August 2016) sowie das Kartenset „Energien der neuen Zeit“ (2013) und "Karten der Weiblichkeit" (2017).

 

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Impulsgeberin für moderne Frauen

Daniela Hutter weiß was Frauen beschäftigt und kennt die zahlreichen Herausforderungen und Hürden, die das Leben lehrt und der Alltag bietet. Fernab von Dogmen und klassischem Feminismus ermutigt sie in ihrer Arbeit vor allem Frauen in Kontakt mit ihrem wahren FrauSein zu kommen und mutig den eigenen Weg zu gehen. Sie weist den Weg in das Innere und erinnert zugleich daran, mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.



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